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Es war unglaublich. Ende 2019 die Spendenaktion gestartet und Ende September 2020 war Jesse auf Curacao zur Delphintherapie.

Der Weg dorthin gestaltete sich aufgrund der Pandemie aber unsicher und schwierig.

Nachdem klar war, dass Jesse seine Therapie bekommen kann, suchten wir passende Termine. Corona war da schon allgegenwärtig. Was also tun? Unsicherheit über die Lage vor Ort und der allgemeinen Entwicklung, Angst vor Infektion, „Wie wird der Flug vertragen?“(Jesse ist bis dato nie geflogen), etc..

Unser Entschluss: Unter ständiger Beobachtung der Coronaentwicklung hier wie dort, planten wir die Reise zum 25.09.2019. Plan war Flug nach Amsterdam am Freitag, Hotel mit Frühstück, dann am Samstagmittag der Flug nach Curacao.

Für die Reise waren diverse Formalitäten zu erledigen und Dokumente zu besorgen. Die Formalitäten waren einfach zu beschaffen oder auszufüllen. Die Dokumente gestalten sich durch Corona schwierig. Der Reisepass von Monika mussten wir in ihrem Heimatland besorgen, da das Konsulat pandemiebedingt zu hatte und nach Öffnung keine Termine frei hatte. Dies hieß für uns 2x Polen und zurück. Wir brauchten für Jesse eine Flugtauglichkeitsbescheinigung, die unser Kinderarzt wegen der Coronapandemie nicht ausstellen wollte. Letztendlich tat er dies doch, aber es war diskussionsintensiv.

Nachdem wir nun alles hatten, die Flüge fest gebucht waren, stiegen auf Curacao plötzlich die Infektionszahlen. Wir wollten schon stornieren. Aber nach Telefonaten mit dem Therapiezentrum auf Curacao und Erfahrungsberichten anderer Teilnehmer, hielten wir an unserem Plan fest. Zumal die Infektionszahlen niedriger als in Frankfurt waren. Allerdings stornierten wir den Flug von Frankfurt nach Amsterdam und das dortige Hotel. Wir fuhren kontaktfrei in unserem Auto am Samstagmorgen um 3:30 Uhr los.

Der Flug lief problemlos. Selbst Jesse war nicht so intensiv wie erwartet. Obwohl Jesse weder im Auto noch im Flugzeug schlief. Aber an Mama und Papa ging das ganze nicht so spurlos vorüber. Wir wechselten uns ab, damit jeder mal ein Nickerchen machen konnte.

Am Montagmorgen sollte Jesse um 9:30 Uhr zum Erstgespräch direkt vor der ersten Therapieeinheit erscheinen. Ein epileptischer Anfall gegen 7:00 Uhr ließ dies aber in weite Ferne rücken. Wider Erwarten war Jesse aber, als wir ihn weckten, in besserem Zustand als üblich. Also versuchten wir ihm seine Therapieeinheit zu ermöglichen. Was die richtige Entscheidung war. Die Therapeuten verschafften sich im Gespräch und in einer ersten Einheit im Übungsraum einen Überblick über Jesses Zustand. Als es dann zu den Delphinen ging, war er schon etwas aufgeregt. Patrick, sein Physiotherapeut, musste nur zweimal fragen, ob Jesse mit ins Wasser möchte.

 Ab da war das Grinsen ein dauerhafter Zustand während jeder Therapieeinheit. Wir haben Jesse nie glücklicher gesehen. Selbst die Therapeuten waren überrascht, dass Jesse so unbefangen und offen mit ins Wasser gegangen war. Deren Erfahrungen sind anders: Angst oder Panik mit Schreiattacken.

Wir waren immer bei den Schwimmeinheiten am Rand mit dabei. Jesse genoss die Interaktion mit dem Delphin. Er ließ den Delphin tanzen, schnattern, einen Ring oder Ball (bevorzugt) holen, aber auch schwamm er mit ihm, am liebsten schnell. Immer sichtbar sein Grinsen

Diese Stunde im Wasser wurde durch eine kurze Dockeinheit unterbrochen, in der Jesse am Wasserrand auf dem Schwimm-dock Übungen mit der Logopädin Christine machen musste/durfte. Somit waren 4 Personen bei Jesse während seiner Therapieeinheit: der Physiotherapeut Patrick, die Praktikantin Lisa, die Logopädin Christine und der/die Delfintrainer/-in. Und die Eltern am Rand.

Nach den Einheiten gingen wir zum Mittagessen. Allerdings zeigte sich hier ganz schnell bei Jesse die Anstrengung, die hinter ihm lag. Er wurde schnell müde und k.o.. In den ersten Tagen zeigte sich auch noch der Jetlag. Somit war für ihn ein Mittagsschlaf Pflicht. Nachmittags machten wir alle dann gemeinsame Ausflüge, Strandbesuche oder genossen den Hotelpool. Hier traf man auch andere Therapieteilnehmer und konnte sich mit diesen austauschen. Die Zeit vor Ort verging schnell. Viel zu schnell. Jeder verbindet mit Curacao einen schönen Urlaub. Wir können dies zwar nachvollziehen, aber für uns war es das nicht. Es war eine sehr schöne Zeit, aber Urlaub eher nicht. Trotzdem wollen wir dort wieder hin. Für Jesse .

Zurück zu Corona. Vor Ort fühlten wir uns sicher. Im Hotel wurde auf bekannte Hygieneregeln geachtet. Selbst zur Zimmerreinigung und Badetücher tausch gab es sinnvolle Regularien/Praktiken. Die Therapeuten trugen bei Gesprächen und den Sitzungen im Übungsraum Masken. Wir realisierten schnell, dass dieser Ort wie eine Enklave oder Insel zu sehen war, denn als ein Stadtteil. Die Touristen, wie auch wir, konnten nur mit einem negativen Test auf Curacao. Kontaktmöglichkeiten gab es dort zwar schon, aber man konnte denen auch leicht aus dem Weg gehen. Trotzdem wurde Curacao während unseres Aufenthaltes Risikogebiet. Dies traf uns nicht ganz überraschend, aber unvorbereitet.

Nach ergebnislosen Versuchen, telefonisch, online und per Mail, vom Gesundheitsamt etwas zu erfahren, suchten wir nach weiteren Infos. Theoretisch, können wir im Nachhinein sagen, wären wir unter jedem Radar der Erfassung durchgetaucht. Aber wir sind verantwortungsvoll handelnd zurückgekommen.

Da wir von Amsterdam keinen Flug hatten, wurden wir nicht erfasst und mussten nicht, wie andere Teilnehmer, bis zum Pflichttestergebnis in Quarantäne bleiben. Aber wir sind von Amsterdam direkt an den Frankfurter Flughafen zum Test gefahren. Unser Vorteil war, dass wir uns vorher registriert hatten. Somit waren wir auch nach 20min. wieder draussen und befanden uns auf den letzten 20km nach Hause ins Bett. Bis zum Ergebnis begaben wir uns aber in Selbstquarantäne.

Wie schon gesagt, wollen wir wieder dorthin.

Für Jesse.

Im ersten Gespräch mit den Therapeuten wurden wir Eltern gefragt, was wir von der Therapie erwarten. Damals sagten wir, dass wir nicht wissen, was wir erwarten sollen, da laut Erfahrungsberichten und deren Infos auf der Homepage jedes Kind anders auf eine Delphintherapie reagiert. Unser Wunsch war ein Weg zu mehr Selbstständigkeit für ihn.

Die Therapeuten nahmen dies wohlwollend zur Kenntnis. Wir ließen Ihnen auch freie Hand bezüglich des Weges, die Selbstständigkeit zu erreichen. Vor Ort fielen uns dann nur kleine Veränderungen auf. Aber zurück in der Heimat unter den Alltagsbedingungen zeigten sich schnell Fortschritte auf verschiedenen Ebenen. Jesses Körperspannung und -kontrolle nahmen zu. Der Wille, zu sprechen, ist stark geworden. Seine Gefühlskontrolle und Akzeptanz für ihn negativer Entscheidungen nahm zu.

Verständnis, sowohl für eben solche Entscheidung und für den gegenüber, prägte sich aus.

Und last but not least die Epilepsie ist schwächer. Unfassbar, aber beim letzten EEG in Kork im November wurde eine signifikante positive Veränderung festgestellt.

Wir haben jetzt ein anderes Kind. Er ist präsenter, dabei und aktiv im Geschehen.